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Neubau Kirchgemeindehaus Neuenhof   CH-Neuenhof   2022   Projektwettbewerb

SITUATION
Das neue evangelisch-reformierte Kirchgemeindehaus ist auf einem Areal in Wettingen-Neuenhof vorgesehen. Der Standort befindet sich in einem Wohnquartier, das punktuell durch Gewerbe- und grössere private Grünflächen ergänzt wird. Die fortschreitende Verdichtung verändert die Umgebung zunehmend und führt zu einer höheren baulichen Heterogenität.
Das Areal wird im Westen durch die Etzelstrasse, im Süden durch die Lägernstrasse mit dem Pfarrhaus und einzelnen Gewerbe- und Ladenflächen sowie ostseitig durch eine Privatparzelle mit Wohnhaus abgeschlossen.
Aktuell steht die Kirche im Zentrum der Anlage. Westseitig führt ein repräsentativer Treppenaufgang über einen grosszügigen Vorplatz zum Eingang des bestehenden Kirchgemeindehauses. Durch die Auflösung des heutigen Kirchgemeindehauses sowie die Abparzellierung verschiebt sich allerdings der Schwerpunkt von der Nordseite auf die Südseite der Kirche.

STÄDTEBAU
Das Projekt sieht vor die Kirche erneut freizustellen und auf ihre ursprüngliche Volumetrie zurückzubauen. Mit der Rekonstruktion des ursprünglichen Eingangs mit Vordach orientiert sich der Kirchenbau wieder zur Etzelstrasse.
Der Neubau ist im südöstlichen Teil der Parzelle vorgesehen und übernimmt die Ausrichtung des Kirchenbaus um seine Zugehörigkeit sowie seinen öffentlichen Charakter zu bekräftigen. Durch die Staffelung in Höhe und Grösse vermag der Neubau zwischen Kirche und Pfarrhaus zu vermitteln. Die dreiteilige Komposition umspielt die Kirche geschickt und bildet gleichzeitig differenzierte Aussenräume aus, die den Anforderungen der verschiedenen Nutzungsgruppen gerecht werden.
Im Zentrum des Ensembles befindet sich der neue Kirchplatz als Adresse, Begegnungs- und Aufenthaltsort. Dieser zentrale und gut einsehbare Ort kann sowohl schwellenlos von der Lägernstrasse als auch über eine neue Treppenanlage von der Etzelstrasse aus, erreicht werden. Abgeschlossen wird der Kirchplatz vom höchsten Gebäudeteil des Komplexes, das zudem den Hauptzugang zu Foyer und Mehrzwecksaal beinhaltet. Dahinter befindet sich der Verwaltungstrakt, der Sekretariat und Büros aber auch die Jugendräume mit eigenen Zugängen fasst. Zusammen mit dem Gebäudeflügel der Kirche wird hier ein geschützter Hof mit Eingängen zur Verwaltung und den bestehenden Räumlichkeiten der Kirche gebildet. Nördlich angrenzend, bietet eine umlaufende Fläche genügend Platz und Rückzugsmöglichkeiten für die Jugendlichen. Der dritte und zugleich tiefste Gebäudeteil spannt sich zwischen den beiden anderen Volumen auf und beinhaltet die Nebenräume mit Küche, Garderobe, WC und den Hausdienst.

ARCHITEKTUR
Ein grosszügiges Vordach betont den Haupteingang zum Mehrzwecksaal am neuen Kirchplatz. Das Foyer und der Saal können mit zwei mobilen Trennwänden unterschiedlich unterteilt werden und erlauben verschiedene Nutzungs- und Möblierungsszenarien. Zwei grosse Drehflügelfenster ermöglichen eine zusätzliche Anbindung an den Kirchplatz und den ruhigeren Hof.
Die an Foyer und Saal angrenzende Küche und Warenlift sorgen für effiziente Betriebsabläufe: Belieferung, Bewirtung und Anbindung ins Möbellager im Untergeschoss zeichnen sich durch kurze Wegverbindungen aus. Garderobe und WCs sind gut über einen breiten Korridor mit dem Foyer verbunden und können von der angrenzenden Verwaltung als auch den Jugendräumen mitbenutzt werden. Den Abschluss bilden die Räume für den Hausdienst mit Werkstatt und Reinigungsraum, sowie eine Treppe, die ins Untergeschoss zu den Technik- und Lagerräume führt.
Der Neubau zeigt sich als gestaffeltes Gefüge monolithischer Volumen mit transparenter Sockelzone. Der obere Bereich der Fassade tritt als Sichtmauerwerk aus patiniertem Recycling-Klinker mit farblich angepasstem Fugenmörtel in Erscheinung. Das Erdgeschoss wird durch eine Stützenreihe aus Beton mit dazwischenliegenden Glasflächen strukturiert. Ein Betonvordach bietet Witterungsschutz vor den Eingängen. Den vertikalen Fassadenabschluss bildet ein Dachrand aus Beton. Bei den Nebenräumen sorgt ein vorgesetzter Mauerwerksfilter für den nötigen Blickschutz. Die zurückhaltende Materialisierung und Farbgebung vermittelt zwischen der Kirche und dem Pfarrhaus.
Ein reizvoller sowie überraschender Kontrast zur massiv wirkenden äusseren Erscheinung bildet die innere Struktur des neuen Kirchgemeindehauses aus sichtbar gelassenem Holz. Im Mehrzwecksaal und Foyer werden zudem die Wandfüllungen in Holz ausgebildet, so entsteht eine warme, angenehme Raumatmosphäre. Gelochte Holzfüllungen gewährleisten eine gute Raumakustik für die unterschiedlichen Programme, die hier angeboten werden können. Die Innenräume der Verwaltung, der Jugend sowie die Nebenräume sind in statisch und räumlich angepasster Holzbauweise vorgesehen. Die hybride Konstruktion hat den Vorteil, dass einerseits der Verbrauch grauer Energie reduziert wird und andererseits die Aussenhülle günstig im Unterhalt ist.

UMGEBUNG
Der neue Kirchplatz kommt im Geviert des alten Pfarrhaus, der Kirche und des neuen Kirchgemeindehaus zu liegen und hat den Charakter eines öffentlichen Treffpunkts. Stufenlos und in sanfter Steigung (behindertengerecht) leitet er die KirchgängerInnen zum neuen Kircheneingang. Dort ist nochmals ein kleiner Vorplatz vorgesehen um sich zu versammeln und zu begrüssen, bevor man den Kirchenraum betritt. Eine gut in die Umgebungsarchitektur eingefügte Treppe führt von der Etzelstrasse ebenfalls zur Kirche. Die zurückhaltende Möblierung auf dem grossen Kirchplatz bietet zusätzliche Aufenthaltsqualität. Unter dem Schatten einer grossen Linde lädt eine runde Sitzbank zum Verweilen ein. Für dem Boden des Platzes und die anschliessenden Flächen sind grosse rechteckige Natursteinplatten mit offenen Fugen vorgesehen. Dieser Bodenbelag ist vielfältig bespielbar und günstig im Unterhalt.
Während der Garten zum Pfarrhaus funktional gestaltet ist, zeichnet sich der rückwärtige Garten durch seine formale Gestaltung aus. So wird dieser durch eine geschnittene Hecke gefasst. Die innere Fassung besteht aus niedrig geschnittenem Buchs, wie er typischerweise noch heute bei Bauernhäusern vorkommt. Der Boden wird mit rundem Gartenkies ausgelegt. Der Aussenraum für die Jugend besteht aus einer Kiesfläche mit drei Schattenbäumen und einem multifunktionalen Platz aus Stabilizer. Zusätzlich stehen drei weitere Parkplätze wovon zwei behindertengerecht dimensioniert sind zur Verfügung. Die definitive Ausgestaltung und Möblierung für die Jugend erfolgt später in Absprache mit den NutzerInnen.
Die Parkplätze werden senkrecht entlang der Lägernstrasse angeordnet. Sie sind gut dimensioniert so dass ein bequemes Zu- und Abfahren möglich ist. Der Bodenbelag ist ein sickerfähiger Rasengitterstein. Die Feldeinteilung besteht aus Betonschrittplatten. Falls eine Reduktion der Parkplätze durch die Gemeinde bewilligt wird, würden sich die ersten fünf beim Mehrzweckraum dafür anbieten. Die Anlieferung für den Hausdienst erfolgt senkrecht zur Lägernstrasse. Die bestehende Wiese südlich der Kirche wird neu gefasst und mit zwei Magnolien ergänzt.


Landschaft: Luzius Saurer Landschaftsarchitektur, CH-Bern
Bauingenieur: Schnetzer Puskas Ingenieure AG, CH-Bern

Bauherr: Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Wettingen-Neuenhof
Fläche: 786 m2 GF