Schulraumerweiterung Morillon Wabern
CH-Wabern 2022 Projektwettbewerb, 3. Preis
ARCHITEKTUR
Organisation
Durch das abfallende Gelände ist der neue Schultrakt mit Untergeschoss sowohl hofseitig im Erdgschoss als auch ein Geschoss darüber ebenerdig erschlossen. Im Erdgeschoss befinden sich die grosszügige, doppelgeschossige Eingangshalle, die sowohl als gedeckter Pausen- oder Ausstellungsraum genutzt werden kann als auch die Klassenräume fürs „Technische Gestalten“. Im 1. Obergeschoss sind die Tagesschule, die Anlieferung sowie der separat erschliessbare Mehrzweckraum verortet. Darüber liegen vier Räume für die Basisstufe als auch die Zimmer für die Lehrerschaft. Auf dem 2. Geschoss befindet sich zudem eine Brücke, die auf das Dach der Turnhalle führt. Hier gibt es einen weiteren geschützten und begrünten Aussenraum, wo die Kinder der Basisstufe ihre Pausen verbringen können. Ausserdem können bei Bedarf auch Schulstunden auf dem Dach stattfinden. Im 3. Obergeschoss befinden sich acht Klassenzimmer.
Beide Neubauvolumen sind unterirdisch miteinander verbunden. Auf dem 1. Untergeschoss befinden sich neben der Doppelturnhalle die Garderoben sowie die Technik- und Geräteräume. Die Erschliessung der Turnhalle erfolgt durch eine Lift- und Treppenanlage, die hofseitig über den Windfang im Erdgeschoss erreicht werden kann, so ist die Zugänglichkeit der Halle auch ausserhalb der Schulzeiten gewährleistet.
Die Struktur der beiden Neubauten ist dahingehend konzipiert eine grösstmögliche Flexibilität im Bereich der Raumaufteilung bieten zu können. Die Grundrisse des neuen Schultraktes sind so aufgebaut, dass die Nebenräume mit Erschliessung und Sanitäranlagen jeweils in der Mitte liegen. So können die Haupträume entlang der Fassade angeordnet werden, damit eine maximale Belichtung gewährleistet werden kann. Die Struktur erlaubt es auch später noch die Räume mit wenig Aufwand betreffend ihrer Grösse umzugestalten.
Fassade
Die hinterlüftete Fassade des neuen Schultraktes wird regelmässig durch grosse, liegende Fenster mit beidseitig flankierenden Lüftungsflügel aus Holz gegliedert. Im Erdgeschoss wird ein Sockelgeschoss mit Betonelementen und Vordach ausgestaltet. Schräg aufgestellte brises soleil, die den neuen Schultrakt allseitig umspannen, bilden Bänder aus, welche die Fenster teilweise verdecken und so eine liegende Fassade formulieren. Die immobilen Elemente aus graugrünem Faserzementplatten können je nach Orientierung individuell eingestellt werden. Sie schützen einerseits die Innenräume vor direkter Sonneneinstrahlung -ohne aber den maximalen Lichteinfallswinkel zu beeinträchtigen- und verhindern anderseits mögliche Witterungsschäden an der Fassade. Auch die Klappen für die Nachtauskühlung können hinter den brises soleil geschützt werden. Konzeptionell dienen sie dazu die Fassade langlebig und zugleich unterhaltsarm zu gestalten. Auch die Erscheinung der Turnhalle wird durch die graugrünen Faserzementplatten geprägt. Hofseitig ist die Fassade im Erdgeschoss grossflächig verglast.
Bei der Gebäudestruktur handelt es sich um eine Holz-Beton-Hybridbauweise. Die Idee ist, jedes Material so einzusetzen, dass seine positiven Eigenschaften optimal genutzt werden können. Während Holz eine bessere Ökobilanz aufweist, schafft es der Beton die nötige Speichermasse sowie die Akustikanforderungen zu erfüllen. Auch die Faserzementplatten wurden in Hinsicht auf ihre Langlebigkeit sowie ihre Eigenschaft unterhaltsarm zu sein, gewählt.
FREIRAUM
Der Schulhof
Die erweiterte Schulanlage gruppiert sich um einen zentralen Hof, welcher sich aus der heute abgetreppten Topografie zu einer grossen, grünen Mitte modulieren lässt. Diese Mitte verhilft der Schulanlage zu einer neuen Identität und bildet als zentraler Raumkörper ein Gravitationsfeld, das sämtliche Schulgebäude miteinander vereint. Das bestehende Lindenpaar, die Birke wie der Zuckerahorn bleiben bestehen und werden mit einem weiteren Lindenpaar sowie einem Zuckerahorn ergänzt. Die Basis dieser zentralen Mitte bildet eine artenreiche Blumenwiese, in der Wege und Plätze in eingesäter Chaussierung einbeschrieben werden. Diese Mitte wird zum zentralen Pausen- und Erholungsort im Grünen. Umrahmt wird diese Mitte von einem Weg, der an der Nordwest- und Südostecke durch eine eingezogene Ecke die beiden Eingänge betont. Beide Plätzen laden den Besuchenden dazu ein sich zu treffen und kurz zu verweilen, bevor oder nachdem man das Gebäude betritt.
Das Ankommen
Der Hauptzugang zur Schulanlage erfolgt entlang der Kirchstrasse. Die Erschliessungen der Gebäude erfolgen über den Innenhof, der durch die Fuge zwischen dem Schulneubau und der Aula betreten werden kann. Bäume mit grünem Fuss und rund angeordnete Fahrradunterstände werden zum Merkzeichen an der Kirchstrasse. Die bestehenden Bäume werden bis auf den alten Zuckerahorn erhalten und mit grosszügig begrünten Baumscheiben versehen. Die bestehenden Bäume werden mit sechs neuen Bäumen ergänzt. Um diese werden die 160 geforderten Fahrradabstellplätze gruppiert. So bleibt dieser Vorplatz durchlässig und schafft durch das Thematisieren des Baumfusses eine identitätsstiftende, prägnante Adresse. Das Fahrrad bekommt seinen Platz an der praktischen und logischen Stelle, der Schulhof bleibt dadurch Velo-frei.
Die Parkplätze und Anlieferung sind gebündelt, etwas ausserhalb an südöstlicher Lage in einer Chaussierung untergebracht und lassen sich über einen direkten Weg zwischen Schulgebäude und Turnhalle schnell erreichen.
Die Bewegung im Grünen
Der Spielplatz befindet sich an gut behüteter nordöstlicher Lage. Die angrenzende Laufbahn bleibt bestehen.
Zwischen Bondelistrasse und Schulanlage befinden sich Allwetterplatz, Rasenspielfeld und Asphaltplatz. Dieser Raum wird durch diese Nutzungen zwar okkupiert, mit Baumergänzungen und maximalen Wiesen und Rasenflächen bleibt dieser jedoch als wichtiger zusammenhängender Grünraum erhalten. Eine Wegverbindung Nord-Süd entlang der Schulanlage aber auch ein Weg zur Bondelistrasse erschliesst die Schulanlage auch von Westen her.
Schulzimmer im Freien
Auf dem Dach der Turnhalle befinden sich drei Aussenklassenzimmer, die durch eine energiespendende Konstruktion beschattet werden. Die Zwischenräume der Klassenzimmer werden intensiv begrünt. Hier befinden sich Gehölze, Sträucher in einer flächendeckenden Bepflanzung. Diese vier Pflanzbereiche bilden thematisch vier Lebensräume und Habitate aus der Schweiz ab: der Jura, die Alpen, die Alpensüdseite und das Mittelland. Die Pflanzen werden beschriftet, ein kleiner botanischer Garten entsteht, die Sensibilität zu unserer heimischen Flora wird hergestellt. Westlich und östliche überdeckt eine leicht berankte Pergola die Aufenthalts- und Pausenbereiche.
Landschaftsarchitektur: Extra
Landschaftsarchitekten AG, CH-Bern
Bauingenieurwesen: Schnetzer Puskas Ingenieure AG, CH-Bern
HLKS-Fachplaner: Eicher + Pauli AG, CH-Bern
Bauphysik: Weber Energie Bauphysik AG, CH-Bern
Bauherr: Gemeinde Köniz
Fläche: 4'396m2 GF