WERK   BÜRO   TEAM   JOBS  
ENGEHALDENSTR. 20   CH-3012 BERN   +41 (0)31 332 80 20   OFFICE@LEISMANN.CH


Betreuungs- und Pflegezentrum Schlossgarten   CH-Niedergösgen   2021   Projektwettbewerb

Situation und Bestand
Das zu bebauenden Baufeld liegt südwestlich des Haupthauses des Betreuungs- und Pflegezentrums Schlossgarten. Gegenüber, auf der anderen Seite der Neufeldstrasse liegt ein grosser Freiraum mit Wiese welcher nach Norden durch den Bestand abgeschlossen wird. Die umgebende Bebauung wird durch kleinmassstäbliche Gebäude mit mehrheitlicher Wohnnutzung geprägt. Räumlich wird das Gebiet durch die stattliche Schlosskirche St. Anton welche oberhalb des Schloss Falkenstein liegt dominiert.

Städtebau und Setzung
Ausgehend vom bestehenden Gebäude des Pflegezentrums und dessen grosszügigen Grünraum wird der Neubau mit einer umarmenden Geste zur Strasse gesetzt. Durch die Geometrie tritt er mit Hilfe des Gartens in Dialog mit dem Haupthaus und bildet ein neues Ensemble. Der neue Mittelpunkt der Anlage wird neu durch den Grünraum, dem Schlossgarten gebildet.
Der Neubau ist als zwei geschossiges kompaktes Volumen konzipiert um sich in die angrenzende tiefe Bebauung einzugliedern. Die städtebauliche Akzentuierung und Hervorhebung als wichtiges Haus mit besonder Nutzung erfolgt vielmehr durch ein leichtes Abknicken und Geometriewechsel in der Mitte des Hauses. Der dadurch entstehende Vorplatz akzentuiert den Eingang wo ein geschützten Sitzbereich mit auf Schlossgarten und -kirche zum verweilen und beobachten einlädt. Die westseitige Wiese und Nutzgärten werden mit dem neuen Gebäude vierseitig gefasst.

Architektur und Fassade
Der Haupteingang wird von der Strasse über einen gedeckten Eingangsbereich mit zusätzlicher Sitzbank für Bewohner und Besucher erreicht. Effizient und geschützt erfolgt die Anlieferung für Essen und Wäsche am Seitenzugang. Die zwei Geschosse sind einfach und übersichtlich aufgebaut. Sie gliedern sich jeweils in zwei Bereiche. Dem für die Wohngruppe mit Ess-, Wohnraum und dem Bereich welcher für allgemeine und übergeordnete Nutzungen vorgesehen ist. Im Erdgeschoss sind dies die Arbeits- Aufenthaltszimmer des Personals sowie das Wohlfühlbad, im Obergeschoss der Mehrzweckraum.
An der Schnittstelle der Bereiche befindet sich jeweils das Stationszimmer mit Schleuse sowie die Vertikalerschliessung mit Treppe und Liftanlagen. Der Korridor in der Wohngruppe ist durch die nicht parallellaufende Geometrie mit Sitznischen, Lichthöfen und Balkon als attraktiver Aufenthaltsbereich und Rundlauf nutzbar. Zurückspringende Bereiche schaffen eine Vorzone bei den Eingangstüren welche durch eine persönlich gestaltete Vitrine als Erkennung und Orientierung für die Bewohnerschaft im täglichen Leben dient. Der Wohn- und Essbereich funktioniert analog der Typologie des Durchwohnens und spannt von Ost zur West Fassade. Direkt angegliederte Aussenräume erhöhen die Aufenthaltsqualität und bieten entweder Aussicht auf das Treiben der Strasse und Schlosskirche oder die Ruhe zum Hof. Die Pflegezimmer sind klar aufgebaut mit Nasszelle beim Eingang und Schlaf- bzw Wohnbereich beim Fenster. Die quadratische Proportion lassen unterschiedliche Möblierungen zu. Im Unterschoss befindet sich die Wäscherei und die Garderobe für das Personal. Über den Bereich der Rampenzufahrt wird die Belichtung sichergestellt.
Die Fassade gliedert sich vertikal mit Klinkerstützen und Holz- Glasfüllungen. Ein grosses Fenster mit Festverglasung wird durch ein geschlossenes Element ergänzt, welches Innen als Ablage genutzt werden kann. Daneben liefert ein bodentiefes Flügelfenster die Qualitäten eines französischen Balkons und ermöglicht die Sicht aus dem Bett in den Garten. Abgeschlossen wird das Gebäude mit einem kräftigen Dachrand und dem mittig auf dem Dach liegenden Technikaufbau aus Kupfertintanzink.

Materialisierung
Die Bewohner des Alterszentrums sind in ihrem Bewegungsumfeld eingeschränkt und konzentriert auf das Haus und den Garten. Ihnen werden mit dem Neubau differenzierte Raum-, Licht und akustische Stimmungen geboten. So ist in den Eingangsbereichen und Erschliessungsräumen die Struktur des Gebäudes ablesbar. Eine glatte Betondecke und -stützen mit Ausfachungen aus Klinkersteinen begrenzen die Raume. Die Nebenräume sind möbelartig aus Holz wie Inseln im Erschliessungsbereich dessen Akustik über die Oberfläche diese Körper kontrolliert wird. Vertikale Lichträume und Bezüge zur Fassade versorgen die Bereiche mit natürlichem Licht. Entlang der Wände führen Handläufe aus Eichenholz die Bewohner durch das Haus. Die Decken der Wohn- und Essräume sind aus einer Stapelholzdecke aus Fichtenholz und Wolleinlagen für die Akustik. Die Trennwände sind aus Weiss lasiertem Beton und werden mit einem gestrichenem Brusttäfer verkleidet, welcher auch die Installationen führt. Die Materialisierung der inneren Erschliessung wird in der Fassade weitergeführt. Die Tragstruktur der Zimmerschotten ist aussen als Klinkerstütze ablesbar. Die Felder zwischen den Stützen sind mit einer Glas, Holzverkleidung gefüllt. Der Glasanteil reagiert auf die Nutzungen dahinterliegenden Raum.

Umgebung und Freiraum
Für die Gäste des Hauses ist unser Garten ein Ort von guter Aufenthaltsqualität mit wohlriechenden Stauden, Sträuchern und schönen blütenfarben während dem ganzen Jahr. Weiter erfüllt der Garten auch die therapeutischen Vorgaben wie etwa der Rundweg und die Hochbeete. Das Pflanzenkonzept besteht aus einem Gerüst von Amelanchier, Flieder, Exochorden, der winterblühenden Hamamelis, der duftenden Strauchrose "Heidelberg" und der Rosa Multiflora. Am Wegrand planen wir Himbeersträucher, Erd- und Heidelbeeren die von den Besuchern gesammelt werden können. Als Baum wählen wir bei den beiden Ruheinseln den Maulbeerbaum. Dessen Äste lassen sich für den dort gewünschten Schatten gut zu einem Blätterdach ziehen. Die Wege sind aus sandgestrahltem Sickerasphalt. Zur Führung der Bewohner besteht der äussere Wegrand aus einer rostfarbenen Stampfbetonmauer in Sitzhöhe. Die Wege erweitern sich an zwei Orten zu kleinen Plätzen mit Sitzmöglichkeiten. Entlang des Hauses mit den Parterrezimmern wird der Weg in guter Distanz zu diesem geführt, damit die Gäste in ihrer Privatheit nicht gestört werden. vier Hochbeete, wiederum aus Stampfbeton, lockern den Gehweg auf und machen diesen zusätzlich attraktiv und abwechslungsreich. Der Garten entlang der Neufeldstrasse wird durch eine Mauer umfasst. Darauf ein feiner Eisenstabzaun, davor eine robuste Staudenpflanzung mit Ligularien, Hosta und Farnen und Sträucher als Sichtschutz
Das Dach ist als fünfte Fassade gestaltet. In der Mitte ein Aufbau mit Technik und Oberlichtern. Die Randflächen sind extensiv begrünt und einem umlaufenden Kranz von Habitat Kugeln für Vögel und Insekten versehen. Installierte Kameras liefern Bilder in die Zimmer und Wohnbereiche um die Bewohner am Naturschauspiel teilhaben zu können.
Der Verbindende neue Schlossgarten wird über ein neues feines Wegenetz mit den wichtigen Anschlusspunkten, Eingänge, Aufenthaltsbereiche, Teich, Stall, etc., des bestehenden und neuen Alterszentrums verbunden.


Baumanagement: kunz architekten, Sursee
Landschaft: Luzius Saurer Garten- und Landschaftsarchitekt, Hinterkappelen
Bauingenieur: WAM Ingenieure, Bern
Gebäudetechnik: EPRO Engineering, Gümligen
Brandschutzplanung: Wälchli Partner Architekten, Bern
Bauherr: Zweckverband Betreuungs- und Pflegezentrum Schlossgarten
Fläche: 3'060m2 GF