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Laurentiushöhe - Quartier mit Seele   D-Warburg   2021   Wettbewerb

LAURENTIUSHÖHE
Die Laurentiushöhe liegt ca. 3 km westlich der Altstadt von Warburg. Flächen- und Nutzungsseitig wird sie durch die Anlage der HPZ dominiert, welche durch solitärhafte Gebäudegruppen gebildet wird. Durch die periphere Lage und die schwierige öffentliche Anbindung, sind Bewohner und Nutzer isoliert und nicht Teil des nachbarschaftlichen Lebens. Auch die nördlich gelegene Einfamilienhaussiedlung ist verschlossen und introvertiert. Als prägende Freiräume können der Graben und der Bolzplatz gesehen werden, welche als identitätsstiftende Elemente über das Areal hinweg wirken.

LEITIDEE
Konzipiert als öffentlicher inklusiver Raum der Begegnung umspannt ein Band, die Via Laurentius, die bestehende Struktur des HPZ und vernetzt in das neue Quartier. Die Via Laurentius wird als Tempo-30 Zone definiert, was diesen Charakter verstärkt. Gesäumt von wichtigen Gebäuden und Freiräumen, bestehende und neue, schafft sie Orientierung und steigert die Erreichbarkeit im Quartier. Mit Betonung für den Fuß- und Radverkehr führt sie darüber hinaus die neue Buslinie mit drei Haltestellen und bindet quer an bestehende Buslinien und in die vorhandene Siedlungsstruktur und Grünräume an.

VIA LAURENTIUS
Der Eingang zum Areal und Anschluss an das bestehende Verkehrsnetz erfolgt am Stiepenweg. Geführt von der bestehenden Baumreihe, vorbei am Verwaltungsbau mit Hof, öffnet sich ein Platz am neuen Forum. Zusammen mit dem Haus Bethlehem und der St. Laurentius Kirche wird der Ort mit einem Saal für Veranstaltung in Kunst und Kultur südlich an der Stelle der Aula räumlich gefasst und mit einer Haltestelle besetzt. Zwischen Kirche und Begegnungszentrum wird die vorhandene Böschung eingeebnet und das obere Niveau sanft angeschlossen. Die Zufahrt der Anlieferungszone ist einseitig sichergestellt. Ein neues Jugendzentrum mit Vorplatz bildet den Übergang zum ehemaligen Bolzplatz, welcher zur Festwiese transformiert wird. Im Norden und Süden durch zwei Riegel räumlich gefasst, ist seine Nutzung vielfältig und flexibel. Zwei Kiesflächen an den Ecken ergänzen die Wiesenanlage. Die bestehende westliche Baumreihe wird zur Allee ergänzt und führt zum Laurentiusplatz, welcher durch die angrenzende Quartierskantine bespielt und mit einer Bushaltestelle optimal erreicht wird. Die neue Buslinie, als Feinerschließung und Midi-Buslinie gedacht, ist durch die Stadt hindurch an den Bahnhof angeschlossen und könnte so z. B. über die Landfurt und den Göringsgraben auch zurück als Ringlinie ausgebildet werden. Auf der anderen Strassenseite gegenüber des Laurentiusplatzes leitet das Haus der Gesundheit mit Arzt- und Pflegeangebot zum Laurentius Steg, welcher die Mitte des Quartiers bildet. Gerahmt von Gebäuden schlägt er die Brücke über den Graben in das neue Wohnquartier. Mit einer Breite von 10m bildet er die Bühne für einen kleinen Markt oder ein Fest und fungiert als identitätsstiftender zentraler Treffpunkt für die ganze Laurentiushöhe.
Der Steg wird auf der anderen Grabenseite wieder durch zwei Gebäude abgeschlossen, welche durch eine Bäckerei mit Café und einem Quartierstreff mit Co Working besetzt sind. Direkt angrenzend, in der Verlängerung des Vivaldiwegs, bietet das Mehrgenerationen-Spielfeld und ein Quartiergarten die Möglichkeit des Austauschs und Aneignung für die Bewohner. Im Anschluss verläuft die Via Laurentius als mäandrierende Zone der Begegnung, ausgebildet als Tempo-30 Strecke, abwechselnd flankiert von Punkthäusern mit erdgeschossigen Publikumsnutzungen und Geschosswohnungen, sowie Reihenhäusern mit Vorgärten. Senkrecht anschließende, den Höhenlinien folgende, verkehrsberuhigte Bereiche erschließen die Ein- und Doppelfamilienhäuser, dessen private Gärten „back to back“ mit einem Fuß- und Fahrradweg direkt vernetzt werden. Den nördlichen Abschluss am ökologischen Wall und der Telemannstrasse bildet der Mobility Hub mit Anbindung an das übergeordnete Busnetz und Angebote für Carsharing sowie Fahrradstation. Die bestehende Haltestelle an der B7 wird über einen Weg erreicht. Eine Obstwiese auf dem höchsten Punkt der Laurentiushöhe, bildet einen weiteren Treffpunkt für das Quartier.

FREIRAUMENTWICKLUNG
Eine ehemalige Landwirtschaftszone in der historisch gewachsenen Warburger Börde, die nach wie vor in landwirtschaftlicher Nutzung steht, sowie wertvolle landschaftliche Elemente im ökologischen wie auch im ästhetisch-visuellen Sinne zu überbauen, bedarf einer (behutsamen) städtebauliche Entwicklung und muss als ein Stück sensibler Landschaftsentwicklung angegangen werden. Darüber hinaus erfordert der schrittweise Ausbau eines neuen Stadtteiles auch das Entwerfen eines sozialen, stadtgesellschaftlichen Entwicklungsprozesses. Als wichtiger Sozialraum und Verbinder der bestehenden und neuen Quartiere, sowie des HPZ, dient ein inklusives Freiraumband, ausgehend von Stiepenweg bis Telemannstrasse, als wichtiger Annäherungs- und Begegnungsraum. Von kleinen nachbarschaftlichen Annäherungsorten, Quartiergärten, über Spiel- und Sporträume, sowie Räumen für temporäre Nutzungen wie der Festwiese und dem Forum, wird eine starke Nord-Süd Verbindung bis zum neuen Klimapark geschaffen.
Das bestehende historisch gewachsene Rasenfeld wird als große Freiraumqualität für die neue und zukünftige Siedlungsentwicklung verstanden. Als neue Festwiese dient sie der freien Verfügung, sowie temporären größeren Anlässen. Das Freiraumkonzept sieht vor, die bestehenden kulturräumlichen wie auch naturräumlichen Qualitäten zu sichern und zu stärken. Räumliche und visuelle Beziehungen, sowie ökologische Vernetzungsqualitäten, sind eng mit der baulichen Entwicklung konzipiert. Die identitätsstiftende Geschichte der Warburger Börde und ihres fruchtbaren Lössbodens wird in Form von Familiengärten weitererzählt. Diese können flexibel sowie dauerhaft am Siedlungssaum verortet werden. Die leicht hügelige Landschaft der Warburger Börde tritt in Form eines ökologischen Walls an den Areal Rändern zu den stark frequentierten Bundesstrassen auf.
Der Laurentiusgraben wird als wichtige ökologische Achse zwischen den beiden Refugien Friedhof und dem Pionierwald auf der Deponie verstanden. Der Korridor zwischen den beiden Patches dient als wichtige Austauschfläche und Wanderkorridor für Flora und Fauna. Ein naturnah konzipierte Spielplatz sowie ein Lernbauernhof laden zum spielerischen Naturerlebnis im Westen des Perimeters, südlich des Grabens ein. Elemente wie Matschbereiche, Sitzecken und kleine Spielbereiche bilden eine für Kinder und Jugendliche anregende und spannende Umgebung, die das Naturerleben, das Naturverständnis und damit auch die allgemeine Entwicklung fördert. Vielfältige natürliche Strukturen wie Ruderalflächen, Kiesflächen, Findlinge und Baumstämme bereichern die Umgebung zusätzlich und bieten Anreiz für spielerische Herausforderungen. Verweilmöglichkeiten sowie eine Buvette bietet für Eltern und Großeltern attraktive Aufenthalts- und Begegnungsorte im Herzen des Quartiers. Der Laurentiusplatz südlich des neuen Stegs bildet zusammen mit den Gebäuden aus öffentlicher und gewerblicher Nutzung, sowie der Bushaltestelle - die Stadtteilmitte.


Landschaft: westpol Landschafts Architektur, CH-Basel
Verkehr: Emch+Berger Verkehrsplanung AG, CH-Bern
Bauherr: Hansestadt Warburg
Fläche: 44'890m2 GF