Konzerthaus Meistersingerhalle D-Nürnberg 2017 Wettbewerb
UMGEBUNG
Die bestehende Meistersingerhalle befindet sich in einer Randlage Nürnbergs in der Südstadt. Das eigentliche Baufeld liegt westlich des Bestands an der Kreuzung der stark befahrenen Münchnerstrasse und Schultheiss-Allee. Die Qualitäten der Umgebung zeigen sich im weiter südlich liegenden gross angelegten Park dem Luitpoldhain. Der Zugang zu ihm erfolgt über die am Rand des Baufelds weit angelegten Fuss und Radwegen in die Parkanlage. Die bestehende Meistersingerhalle tritt als Solitär, gerahmt von ehrwürdigem Baumbestand zurückhaltend in Erscheinung.
Die flache Bauweise und die grossen Parkplatzanlagen ost- und westseitig der Meistersingerhalle vermögen keine stadträumliche Fassung und liefern dem Besucher wenig Orientierung.
SETZUNG
Um möglichst viel offene und freie Grünräume zu erhalten, besetzt der Neubau das Baufeld mit einem kleinen Fussabdruck. Platziert in der nord-westlichen Ecke auf der Höhe des bestehenden Zugangs- und Garderoben-Bauwerk der Meistersingerhalle bildet es einen dreiseitig gefassten Eingangshof und öffnet sich zur Schultheissallee.
In gleicher Höhe wie der Grosse Saal der Meistersingerhalle aber vertikal aufgebaut bietet das neue Konzerthaus einen adäquaten Auftakt auf dem unbesetzten Eck Feld und schafft die nötige Orientierung auf dem Areal.
Die Anlieferung mit Zufahrt bzw. Vorfahrt des Konzerthauses und Hotels von der Münchnerstrasse wird neu organisiert. Eine neue Rampe erschliesst das Untergeschoss und kann in einer späteren Ausbaustufe mit der bestehenden Tiefgarage des Hotels zusammengeschlossen werden.
Direkt neben der gedeckten Rampe finden die Künstler ihren geschützten Zugang. Über eine grosszügige Halle mit Treppe und Lift gelangen sie in das Untergeschoss mit Hofraum.
ARCHITEKTUR
Prägendes Element des Neubaus ist der allseitig ausgebildete Arkadenraum des Hauses. Der Rücksprung bildet nicht nur den gedeckten Vorplatz sondern dient auch als Pufferzone zwischen Innen und Aussen und verstärkt die räumliche Vernetzung mit dem bestehenden Park. Ermöglicht durch die Tieferlegung des Saals öffnet sich das dahinterliegende allseitige umlaufende Foyer vollständig nach Aussen. Bühnennah liegt der Künstlerbereich im Untergeschoss dessen Belichtung über einen tiefergelegten introvertierten Hof sichergestellt wird.
Der Konzertsaal ruht Mittig in der Disposition und wird durch eine Doppelschicht gerahmt welche die vertikal Erschliessung, Toilettenanlagen, kleine Garderoben und Catering Points aufnimmt.
Die grosse Garderoben und Toilettenanlagen befinden sich im Untergeschoss und sind über zwei grosse Treppenanlagen angeschlossen. Das Foyer ist auf zwei Geschossen organisiert und erschliesst neben dem Konzertsaal auch der kleinen Saal.
Der Verwaltungsbereich mit Büroflächen sind im 2. Obergeschoss mit direkter Belichtung an der Fassade situiert. Restliche Flächen in diesem Geschoss sind für die Haustechnik vorgesehen.
Ein schlichter Ausdruck mit hell eingefärbten Beton zeichnen den Neubau. Die vertikale Aufstellung bildet es aber keine Konkurrenz zum Bestand, viel mehr wird durch die farbliche Angleichung und das geringe Volumen das neue Konzerthaus als Erweiterung und komplettieren des jetzigen Ensembles verstanden und einer neue Einheit gebildet.
LANDSCHAFT
An der Nahtstelle von Grünzug und Stadtkörper gelegen, versteht sich das Freiraumkonzept als Zone der Durchdringung von Stadt und Park. In dieser Logik wird ein sinnreiches Verweben von Hartbelag und weiten, grünen Rasenschollen vorgeschlagen. Die dabei angestrebte Balance von hart und weich neigt sich bewusst zugunsten des Grüns – Erhalt und Weiterentwicklung des ruhigen Parkcharakters ist Prämisse.
Das Flächenlayout richtet sich einerseits nach dem zu schützenden Baumbestand sowie einer intuitiven Wegeführung von und zu den allseitig verteilten Ein-, Aus- und Zugängen zu Parzelle und Gebäuden. Zugunsten von Ruhe und Orientierung wird eine klare Fassung der Parzellengrenze mit minimalen Unterbrechungen der Aussenkante angestrebt. Der bald am Ende seiner Lebensdauer angelangte und reparaturanfällige Waschbetonbelag soll mit einem terrazzoartigen Asphaltbelag ersetzt werden. Seine gesamthaft weich und fliessend in Erscheinung tretende Optik führt den Parkgedanken spürbar bis zur Schultheiss-Allee weiter. Die Entwässerung erfolgt wo immer möglich über die Schulter.
Gebündelte Vor- und Zufahrten, die logisch und intuitiv wahrnehmbare Weiterführung von Linien und Wegeführungen leitet die Besucher durch die Anlage. Ein knorriges Baumdach aus bestehenden und neuen Eichen durchzieht die Anlage. Der Spannung des Ankommens und Eintauchens in eine andere Welt wird durch die Akzentuierung und Weiterentwicklung der vorhandenen Qualitäten Raum gegeben.
Landschaftsarchitektur: Cukrowicz Landschaften, CH-Winterthur
Bauherr: Stadt Nürnberg
Fläche: 8'910 m2 GF